Stadtverfall und Stadterneuerung in Wien 1986 - 1989
Urban Decay and Urban Renewal in Vienna 1986 - 1989
Die gründerzeitliche Bausubstanz im Wien der 1970er und 1980er Jahre war von zunehmenden Verfallserscheinungen geprägt, die auf den jahrzehntelangen Mangel an privaten Erhaltungsinvestitionen zurückzuführen ist. Vor diesem Grund wurde 1974 in Wien das Programm der Sanften Stadterneuerung ins Leben gerufen, mit dem durch öffentliche Förderungen den Hauseigentü-mern Anreize geboten wurden, die Bausubstanz zu erhalten bzw. aufzuwerten.
Vor diesem Hintergrund hat Elisabeth Lichtenberger zwischen 1982 und 1989 mit Studierenden des Instituts für Geographie und Regionalforschung (damals Institut für Geographie) der Universität Wien eine umfassende Erhebung des baulichen Zustandes der Wiener Gründerzeit vorgenommen. Die Abgrenzung des Untersuchungsgebietes (siehe unten) basierte auf dem Stadtatlas von Wien aus den Jahren 1955 – 1965, der ebenfalls am Institut für Geographie entwickelt worden ist. Die Kartierung des Gebäudebestandes erfolgte auf Ebene der individuellen Gebäude, wobei die Durchführung der Erhebung auf Ebene der Zählsprengel organisiert wurde. Die Kartierung umfasst 90 der insgesamt 250 Wiener Zählsprengel. Die Zählsprengel sowie deren Erhebungsjahr ist ebenfalls in der Vektorisierung hinterlegt.
Um das Phänomen von Stadtverfall und Stadterneuerung auf Ebene der individuellen Wohngebäude adäquat zu erfassen, wurde eine sehr einfache Typologie entwickelt. Dies war auch deshalb notwendig, um die Erhebung nicht zusehr in die Länge zu ziehen und um die Vergleichbarkeit der Raumeinheiten zu gewährleisten. Die Erhebungskategorien bezeichnet Elisabeth Lichtenberger (1990) als einem „polarisierten Bauzustandsmodell“, in dem erstens die graduellen Formen des Stadtverfalls (fünf Kategorien), zweitens der Erneuerung des Baubestandes (zwei Kategorien), sowie drittens die gute Bausubstanz (zwei Kategorien) abgebildet sind.
Die von den Studierenden durchgeführten Erhebungen wurden in Straßenlisten gesammelt und in zwei Schritten zuerst in eine Stadtkarte (Maßstab 1:2000) und später in die Karte im Maßstab 1:10.000 übertragen. Dieses Endprodukt bildet die Grundlage für die Vektorisierung in dem Projekt urban_geodata. Das vorliegende Kartenwerk umfasst den baulichen Zustand von 28.384 Wohngebäuden aus den 1980er Jahren. Jener Dekade vor dem Fall des Eisernen Vorhanges, in der Wien von einer Stagnation geprägt war, die sich nicht nur deutlich in der demographischen Entwicklung, sondern auch am gründerzeitlichen Wohnungsmarkt gezeigt hat. Der Wert, den dieses historische Kartenwerk für die heutige Forschung darstellt, ergibt sich aus dem Umstand, dass der bauliche Zustand der Gründerzeitstadt in einer interessanten städtebaulichen Periode mit hoher Detailgenauigkeit erfasst worden ist.
Quelle: Lichtenberger, E. (1990): Stadtverfall und Stadterneuerung. Beiträge zur Stadt- und Regionalforschung, Band 10. Verlag der ÖAW, Wien.
The Gründerzeit building fabric in Vienna in the 1970s and 1980s was characterized by increasing signs of decay which can be attributed to the lack of private investment in conservation for decades. For this For this reason, in 1974 Vienna launched the program of gentle urban renewal, which, through public public subsidies to encourage homeowners to maintain or upgrade the building fabric.
Against this background, between 1982 and 1989 Elisabeth Lichtenberger, together with students from the Institute of Geography and Regional Research (then the Institute of Geography) at the University of Vienna carried out a comprehensive survey of the structural condition of the Viennese Gründerzeit. The delimitation of the survey area (see below) was based on the city atlas of Vienna from 1955 - 1965, which was also developed at the Institute of Geography. was also developed at the Institute of Geography. The mapping of the building stock was carried out at the level of individual buildings, whereby the survey was the survey was organized at the level of the census districts. The mapping covers 90 of the total of 250 Vienna census districts. The census districts and their survey year are also stored in the vectorization.
In order to adequately capture the phenomenon of urban decay and urban renewal at the level of individual residential buildings, a very simple typology was developed. This was also necessary in order not to prolong the survey too much and to ensure the comparability of the spatial units. The survey categories are described by Elisabeth Lichtenberger (1990) describes the survey categories as a "polarized building condition model", in which firstly the gradual forms of urban decay (five categories), secondly the renewal of the building stock (two categories) and thirdly the good building fabric (two categories).
The surveys carried out by the students were collected in street lists and transferred in two steps, first to a city map (scale 1:2000) and later transferred to the map at a scale of 1:10,000. This final product forms the basis for the vectorization in the urban_geodata project. This map series covers the structural condition of 28,384 residential buildings from the 1980s. That decade before the fall of the Iron Curtain, in which Vienna was characterized by stagnation, which was clearly reflected not only in the demographic development, but also in the Gründerzeit housing market. The value of this historical map work for today's research results from the fact that the structural condition of the Gründerzeit city has been recorded with a high level of detail during an interesting urban development period
Quelle: Lichtenberger, E. (1990): Stadtverfall und Stadterneuerung. Beiträge zur Stadt- und Regionalforschung, Band 10. Verlag der ÖAW, Wien.